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Biergartenzeit

Gestern bin ich mit meinem neuen Rad heimgefahren. Aber nicht gleich. Ich radelte an meiner Stammkneipe vorbei. Da hielt ich. Bestellte mir als Radler ein Radler. Sie wissen schon, diese erfrischende Mischung aus Bier und Limonade. Setzte mich in den kleinen Biergarten, an dessen Rand der Wirt Max gerade Blumen pflanzte. Am Biertisch saßen noch zwei Männer. Sie sprachen über Autos. Einer war ein Fan amerikanischer Straßenkreuzer. Er war mit seinem Buick da. Dreißig Jahre alt. Mindestens. Er erzählte von seinem schlimmsten Tag, den er jemals erlebte. Er fuhr einmal mit einem wertvollen Cadillac in Richtung Hamburg. Plötzlich rauchte es aus dem Armaturenbrett. Er haute die Bremse rein. Die Feuerwehr kam. Das Auto war fast schon ganz abgebrannt. Die Sitze waren nämlich dick mit Kokosfasern gefüllt. Luxuriös eben. Er musste weinen, als sein Straßenkreuzer nur noch Schrott und Asche war. Dann erzählte der andere was von raffinierten Auto-Dieben.

Es klingelte. Ein weiterer Gast kam mit seinem Rad an. Auch ein neues Rad. Ein supersportliches BMX-Rad. Ich stand auf und schaute es mir an. Die Dämmerung ging in die Nacht über. Er zeigte mir die Bremsen mit Öl-Hydraulik. Wow! Die Teleskop-Gabel konnte ein- und ausgeschaltet werden. Wow! Bergauf aus, weil nicht günstig. Ich durfte das Rad hochheben. Leicht wie eine Feder. Wow! Dann ging ich zu meinem Rad. Der Wirt, ein Biker, kam hinzu. Ich ließ ihn raten, wo der Dynamo sitzt, für die Lampe. Er wusste es nicht. Ich wusste es vor dem Radlkauf ebenfalls nicht. Bei meinem neuen Rad ist nämlich der Dynamo in der dicken Nabe des Vorderreifens verborgen. Ich bekam den Eindruck, ganz gut mit dem Straßenkreuzer-Besitzer mithalten zu können, der gleich noch ein Bier bestellte und beschloss, das Auto stehen zu lassen.

Stolz radelte ich durch die dunklen Straßen und erinnerte mich an mein letztes Rad, das mir vorigen Sommer gestohlen wurde. Na gut, ich hatte es vor dem Freibad abgestellt, unabgesperrt. Heimlich hatte ich mir gewünscht, dass es jemand mitnimmt. Mit diesem Rad, gebraucht gekauft, konnte ich mich nie richtig anfreunden. Was will ich damit sagen? Vielleicht, dass man öfters baden sollte? Oder vielleicht, dass ein Fahrradlicht durch die Nacht den Blick in die Zukunft gestattet? Ich glaube, ich will mitteilen, dass der Sommer eine gute Zeit zum Fahrradfahren ist und ich öfters radeln sollte – auch wenn´s nur bis zum nächsten Biergarten ist.

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