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Bis dass die Ohren bluten

Manchmal tun mir die Ohren weh. Nicht wegen Zugluft, zu spitzen Wattestäbchen oder zu lauter Musik. Es sind Sätze, Wörter oder einfach nur Lautäußerungen, die mir täglich ans Gehör drängen und es vor Schmerzen förmlich bluten lassen. Sätze aus Radio, TV, Bus-, Bahn- oder Friseurgesprächen, die mich am Volksmund verzweifeln lassen. Angefangen mit den Absolutadjektiven »das Einzigste« oder »das Optimalste«, die zwar fast schon flächendeckend akzeptiert, aber dennoch falsch sind, über die Redewendungen »Das geht ja gar nicht«, »das ist ein No-Go«, »ein Stück weit«, »das klingt ja spannend« bis hin zum Oxymoron »eine humanitäre Katastrophe«.



Meine Empfindlichkeit der Sprache gegenüber ist keineswegs das Zeichen fortschreitenden Alterns. Ich war schon an der Uni so. Doch heute habe ich das Gefühl, dass in Zeiten des Netspeaks die Sprache gänzlich verroht. Trauriger Höhepunkt des anarchischen, weil anonymen Palavers sind Forenbeiträge und Statuskommentare in sozialen Netzwerken wie Facebook. Hier, so scheint es, mag so gar keine Regel mehr gelten, weder Orthographie noch Interpunktion, ja nicht einmal mehr die einfachste Höflichkeit.



Umso größer war meine Freude, als ich meinen alten Freund aus Studienzeiten, Dieter E. Zimmer, wieder fand. Mit »Redens-Arten. Über Trends und Tollheiten im neudeutschen Sprachgebrauch« und »So kommt der Mensch zur Sprache – Über Spracherwerb, Sprachentstehung und Sprache und Denken« hatte er mir schon im Studium so manche Zeitungslektüre versüßt. Mit meinem Uni-Abschluss verblasste die Erinnerung an den Vorzeige-Sprachwissenschaftler leider.



Doch jetzt habe ich auch seine neueren Werke »Deutsch und anders Die Sprache im Modernisierungsfieber« und »Die Wortlupe Beobachtungen am Deutsch der Gegenwart«  entdeckt und natürlich sofort gekauft. Was soll ich sagen. Es tut einfach nur gut, seine Sprachkritiken zu lesen!

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