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Das beste Eis der Welt

Eissortiment.jpgGestern, nach Feierabend, stand ich vor dem kleinen Café an der größten Kirche hier und geneh- migte mir noch einen Espresso. Stehend an einem Tisch. Die Sonne brannte immer noch herunter. Ich drückte mich in den Schatten, den mir die Hauswand spendierte. Plötzlich hielt ein Transporter. Vier Männer luden ein größeres Möbelstück ab und schleppten es stöhnend zu meinem Erstaunen in das kleine Café. Es handelte sich nicht um ein Klavier, sondern um eine neue Eis-Vitrine. Die Männer schnauften und schwitzten. Sie taten mir Leid. Ich half ein wenig mit. Zumindest mit klugen Worten. Aber nach einer halben Stunde hatten sie die neue Eis-Vitrine Marke „La Squada" im Café aufgebaut. Der Schweiß lief ihnen in Strömen von der Stirn. Ich schwitzte ein wenig aus Solidarität mit. Sie stiegen nach verrichteter Arbeit in ihren Transporter und fuhren davon. Dann kam der Eis-Lieferant und füllte die neue Eistruhe auf. Zehn Eis-Sorten passten in das Prachtstück hinein: Aprikose, Erdbeere, Zitrone, Schokolade, Vanille, Nuss, Mokka, Pistazie, Joghurt-Heidelbeer und Amarena. Herrliches Eis.

Eistuete.jpg„Eine Kugel für 50 Cent“ brachte der Besitzer ein Schild für Webezwecke draußen an. Günstig. Kann man echt nicht meckern. Das bunte Eis machte mich total an. Ich wollte der erste Eis-Kunde sein. Aber ich hatte mein restliches Klimpergeld schon mit dem Espresso verbraucht. Schade, schade, dachte ich mir. Nur eine Kugel Eis, das würde es voll bringen. Ich versuchte, mich mit ein paar kultur- historischen Gedanken zum Thema Eis, abzulenken. Wer hat das Eis eigentlich erfunden? Waren es wirklich die luxuriösen Römer, die es sich vom Apennin bringen ließen, das als tolle Nachspeise zerstoßen und mit Früchten vermischt wurde? Trotz meiner geschichtlichen Gedanken wurden meine Augen in Richtung Eistruhe immer länger. Bis sie auf ein Heftchen stießen, das mir der Café-Inhaber unter die Nase hielt. Es war die Gebrauchsanweisung für die wunderbare neue italienische Eistruhe. Ich sollte lesen, wie die Temperatur von dem Ding eingestellt werden konnte. Die Gebrauchsanweisung war in deutscher Sprache. „Diese Eis-Vitrine kommt aus Österreich“ klärte mich der Italiener auf. Ich blätterte die Gebrauchsanweisung durch und stieß auf das gefragte Thema. Das las ich vor und der Café-Besitzer testete die Funktion gleich erfolgreich. Tja, so nobel spielt das Leben manchmal. Ich hatte das Glück des Tüchtigen und durfte mir drei Gratis-Kugeln Eis aussuchen. Ich nahm Pistazie, Zitrone und Aprikose in der Waffel. Mmmmm! Leckerschlecker. Ich Glückspilz. Kühl bleiben zahlt sich halt doch aus, lobte ich mich, weil ich mir schon überlegt hatte, ob ich schnell einen Banküberfall durchziehen sollte, um an das herrliche Eis zu kommen.

Im Café dudelte das Radio. Bei Klassik-Radio wurde eine kleine Geschichte über das Eis erzählt. Auch, dass Maggie Thatcher, die als eiserne Lady Großbritannien regierte, das Soft-Eis erfunden haben soll. So etwas, wer hätte das gedacht? Ich nicht. Aber hätte ich gedacht, dass ich den Abend mit dem besten Eis der Welt, einem Gratis-Eis beenden würde? Wie gesagt, kühl bleiben!

Und wem die Geschmacksrichtungen Pistazie, Zitrone und Aprikose nur noch ein gelangweiltes Gähnen entlockt, für den habe ich hier noch ein paar ganz besondere Spezialitäten entdeckt:

Guten Appetit !?

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