Suche
Close this search box.

Der literarische Stammtisch 2

Fast überall, wo über Bücher geredet wird, ist Stieg Larsson ein Thema immer noch. Auch in der Augsburger Cocktailbar im Schatten des Jakobertors, wo einige Jokers-Mitarbeiter ihre Freizeit verbringen (siehe Jokers Blog-Beitrag »Der literarische Stammtisch«).


Die Begeisterung über »Verblendung«, »Verdammnis« und »Vergebung« war auch am literarischen Stammtisch groß. Geradezu verschlungen haben die Bier- und Bücherfreunde die drei Bände. Auch wenn fast zeitgleich Verfilmungen in TV und Kino zu sehen waren. Die seien zwar »nicht schlecht«, aber doch »kein Vergleich zu den Büchern«.

 


Ich selbst bitte um Vergebung, dass ich aus Verblendung noch kein Stieg-Larsson-Werk gelesen habe. Obwohl ich alle drei Bände mittlerweile besitze. Aber ich hatte mich am Oster-Wochenende, als ich eigentlich auch endlich die umjubelten Bücher lesen wollte, kurzfristig für einen James Ellroy entschieden: »Blut will fließen«.


Wie das geschehen konnte? Ich griff mir einen der drei Larssons auf meinem Schreibtisch und erwischte »Verdammnis«. Ich schlug zufällig die zweite Seite des ersten Kapitels auf und las in der Mitte der Seite:»Für Musik hatte sie sich noch nie im Geringsten interessiert und konnte Sven-Ingvars nicht von Nick Cave unterscheiden, aber die steel pans faszinierten sie irgendwie. Es schien so abwegig, ein Ölfass zu stimmen, und noch abwegiger, dass man ein Fass dazu bringen konnte, kontrollierbare Töne von sich zu geben, die mit nichts anderem zu vergleichen waren.«


Blut_will_fliessen.jpgSollte das meine Lektüre für die nächsten vier Tage sein? Aber da lag ja auch noch das ebenfalls ungelesene »Blut will fließen«. Also schlug ich zum Vergleich auch hier die zweite Seite des ersten Kapitels auf und las in der Mitte der Seite: »Die Stirn des Sicherheitsmannes explodierte. Die zwei anderen Sicherheitsleute tasteten ungeschickt nach ihren Halftern. Die Maskierten schossen ihnen in den Rücken. Die Sicherheitsleute bäumten sich auf und fielen nach vorn. Die Maskierten schossen ihnen aus nächster Nähe in den Kopf. Die dumpfen Schläge und der Klang berstender Schädel erzeugten ein gedämpftes Echo.«


Nun bin ich gar kein Fan von übermäßiger literarischer Gewalt. Doch wenn ein Krimi mit philosophischen Betrachtungen über klingende Ölfässer beginnt, die fürs Verständnis der Handlung oder der handelnden Person völlig irrelevant sind (das behaupte ich mal ganz frech, auch ohne weiter gelesen zu haben), wende ich mich zunächst dem Buch zu, das auf sowas verzichten kann. Auch wenn Ellroy gewöhnungsbedürftig ist.


Geschrieben von Gerald Wunder

Diesen Beitrag teilen:

Ähnliche Beiträge