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Die Erinnerung neu entdeckt

Ein Mann erwacht in einem fremden Zimmer. Er erinnert sich an nichts. An Möbeln und Wänden hängen Zettel mit Begriffen wie „Wand“, „Schrank“, „Tisch“. Alles ist fremd, sogar die freundliche ältere Dame, die sich rührend um ihn kümmert und sagt, sie kenne ihn schon seit vielen Jahren. Die einfachsten Dinge wie Anziehen, Waschen, der Gang zur Toilette werden unendlich schwer. Und immer wieder sind da diese unbekannten Dinge … Wie heißt nochmal dieses Essenswerkzeug mit den spitzen Zacken?

In seinem neuen Roman „Reisen im Skriptorium“ beschreibt Paul Auster einen Alptraum, der für jeden älteren Menschen nur allzu schnell wahr werden kann. So muss es sein, wenn Alzheimer das Gehirn zersetzt, dachte ich mir, als ich die ersten Seiten las. Erst kürzlich hatte ein Freund gescherzt: „Das Gute am Älterwerden ist, du kannst dir jeden Film immer wieder anschauen und freust dich jedes Mal über die Handlung, als sähest du den Film zum ersten Mal.“ Paul Auster geht an dieses sensible Thema wesentlich eleganter ran: Er spinnt um die Vergesslichkeit seines Protagonisten ein hochintelligentes Vexierspiel aus kleinen und großen Entdeckungen – absolut lesenswert!

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