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Die neuen Stars am Krimi-Himmel

Wird uns das Jahr 2006 den großen deutschen Krimi-Helden bescheren? Ich meine, einen männlichen Kriminalroman-Schriftsteller, der unzählige Bücher verkauft, in allen Fernsehsendungen eingeladen wird und auf allen Titelseiten der wichtigsten Magazine zu sehen ist. Mit Ingrid Noll haben wir ja einen weiblichen Krimi-Star. Wieso haben wir noch keinen männlichen Krimi-Heroen in der deutschen Spannungs-Szene? Oder habe ich ihn jetzt nur übersehen?

Es gibt doch diesen Wolf Haas, diesen Verrückten mit dem extremen Schreibstil, den die einen lieben und die anderen hassen? Der ist Österreicher, glaube ich. Es ist schon eine Weile her, da war ein gewisser -ky mit ungewöhnlichen Helden und Fällen auf dem Weg, ein deutscher Krimi-Star zu werden. Inzwischen ist er ein bisschen müde geworden, auch wenn er immer noch mit Lederwestchen und Pferdeschwanz auf den Krimi-Festivals herumläuft. Fast geschafft hat es der Krimi-Autor Horst Eckert, der in der deutschen Szene viele Fäden in der Hand hat und mit jedem neuen Roman kurz vor dem großen Durchbruch steht. Er hat schon einige Krimi-Preise eingeheimst, ist aber mit seinen Milieu-Schilderungen aus dem Polizei-Alltag immer noch ein Geheim-Tipp. Und Frank Schätzing, der mit dem »Schwarm« einen Knüller in die Buchhandlungen gebracht hat? Ist aber kein Krimi. Ist ein Thriller. Und überhaupt hat Schätzing früher fast nur Historien-Romane geschrieben. Insofern ist er kein »richtiger« Krimi-Autor. Nun gut, ich bin für jedes Widerwort in dieser Sache dankbar…

Konzentrieren wir uns also auf die echten Kriminalisten. Ein gewisser Jacques Berndorf, der mit seinen unzähligen Eifel-Krimis den deutschen Regional-Krimis zum Durchbruch verholfen hat, hat sich nun auf den Weg nach ganz oben gemacht. Sein neuester Krimi »Ein guter Mann« ist kein Eifel-Krimi mehr und erscheint auch nicht mehr bei dem bekannten Krimi-Verlag »grafit«. Kommissar Siggi Baumeister scheint ausgedient zu haben. Jetzt geht es um mehr. Die Hauptrolle hat nun ein unscheinbarer Herr Müller, Top-Agent beim BND. Ein großer deutscher Verlag hat jetzt auf Berndorf (das Pseudonym für Michael Preute) gesetzt und rührt feste die Werbe-Trommel. Ich werde die Bestseller-Listen beobachten, ob und wann dort Jacques Berndorf mit seinem »Guten Mann« auftaucht. Schade nur, dass Kleinverlage wie »grafit« die guten Autoren erst aufbauen und die großen Verlage mit den aufgebauten Autoren dann absahnen.

Vielleicht aber wird Berndorf ein Mann namens Jan Seghers das Wasser abgraben? Bei diesem Krimi-Schreiber wirft sich auch ein großer Verlag werbemäßig in die Bresche, habe ich an Hand größerer Anzeigen feststellen können. Jan Seghers ist ebenfalls ein Pseudonym. Hierbei handelt es sich meines Wissens um Matthias Altenburg, einen Autor, der es schon in vielen schriftstellerischen Bereichen vom Essay-Band bis zum Roman versucht hat. Um einen, der schon durch heftige Autoren-Schelte das Schlaglicht auf sich gezogen hat. »Die Braut im Schnee« heißt sein zweiter Krimi mit 480 Seiten. Sein erster hieß »Ein allzu schönes Mädchen« und war noch kein besonderer Kracher, auch wenn es der Verlag so hinstellt. »Wo du hingehst, da werde ich nicht sein«, lautet der Werbeslogan zu dem neuen Krimi. Ich hoffe, die Wahrheit lautet nicht: »Was du schreibst, werde ich nicht lesen.«

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