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Diogenes und die Tonne

„In die Tonne treten“ – wie liebe ich diesen Ausdruck! Weniger, weil er anschaulich verdeutlicht, dass man auf etwas gut verzichten kann (oder wie es meine Frau neulich ausdrückte: „Diesen Billigtoaster kannst du in die Tonne treten!“), sondern eher, weil er mich an ein ganz anderes Bild, nämlich Diogenes in der Tonne, erinnert. Jahrelang hatte ich, wenn es um den Philosophen Diogenes von Sinope ging, die Geschichte Wilhelm Buschs im Kopf:

Diogenes und die bösen Buben von Korinth

Nachdenklich liegt in seiner Tonne
Diogenes hier an der Sonne.
Ein Bube, der ihn liegen sah,
Ruft seinen Freund; gleich ist er da.
Nun fangen die zwei Tropfen
Am Fasse an zu klopfen.
Diogenes schaut aus dem Fass
Und spricht: "Ei, ei! Was soll denn das!"
Der Bube mit der Mütze
Holt seine Wasserspritze.
Er spritzt durchs Spundloch in das Fass
Diogenes wird pudelnass.
Ganz schwindlig wird der Brave. –
Passt auf! Jetzt kommt die Strafe.
Zwei Nägel, die am Fasse stecken,
Fassen die Buben bei den Röcken.
Die bösen Buben weinen
und zappeln mit den Beinen.
Da hilft kein Weinen und kein Schrei’n,
Sie müssen unters Fass hinein.
Die bösen Buben von Korinth
Sind platt gewalzt, wie Kuchen sind.

Alles gar nicht wahr, wie ich kürzlich erfuhr. Diogenes habe nicht in einer Tonne gelebt. Das sei ein Interpretationsfehler. Der Ausspruch Senecas, ein Mann mit so geringen Ansprüchen wie Diogenes sie hatte, könne ebenso gut in einer Tonne leben, sei falsch interpretiert worden.

Mein schönes gewachsenes Bild von Diogenes in der Tonne: Ich werde es wohl in die Tonne treten müssen …

Hier geht es zu den Quellen griechisch-römischer Philosophie.

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