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Eine tierische Gewissensfrage

Vor einigen Jahren machte die Tierschutzorganisation PETA (People for ethical Treatment of Animals) mit einer Kampagne auf die Misshandlung der Tiere aufmerksam, die schwer in die Kritiken geriet. Die Aktion und Ausstellung „Holocaust on Your Plate“ („Holocaust auf Ihrem Teller“) verglich Fotos von KZ-Häftlingen mit Bildern eingesperrter und gefolterter Tiere. PETA argumentierte, dass „genau wie Juden in Konzentrationslagern ermordet wurden, die Tiere terrorisiert werden, wenn sie in riesigen und schmutzigen Lagerhäusern untergebracht sind und für den Transport in Schlachthäuser zusammengetragen werden. Das Ledersofa und die Handtasche sind das moralische Äquivalent der Lampenschirme, die aus der Haut derjenigen Leute hergestellt wurde, die in den Vernichtungslagern getötet wurden.“

Die Kampagne wurde in höchstem Maß verurteilt. Der Zentralrat der Juden beschwerte sich, da die Aktion den Massenmord an den europäischen Juden in der Zeit des Nationalsozialismus relativiere. Das Amtsgericht Stuttgart verurteilte PETA wegen Volksverhetzung.

GewissensfrageAls ich mich mit der Geschichte etwas näher befasste, stieß ich auf ein Zitat von Isaac Bashevis Singer, dem jüdischen Literaturnobelpreisträger, aus dessen Feder unter anderem die Werke „Gimpel der Narr“, „Yentl, the Yeshiva Boy“, erfolgreich verfilmt mit Barbara Streisand in der Hauptrolle, oder „Enemies“ („Feinde“) stammen.

Er sagte: „Wir sind alle Gottes Geschöpfe – dass wir um Gnade und Gerechtigkeit beten, während wir weiterfahren, das Fleisch der Tiere zu essen, die um unseretwillen geschlachtet wurden, ist unvereinbar. (…) Atomkraft, Hungersnöte, Grausamkeit – wir müssen Schritte dagegen unternehmen. Vegetarismus ist mein Schritt. Und ich glaube, es ist ein sehr wichtiger. Es wird oft gesagt, dass die Menschen schon immer Fleisch gegessen hätten, als ob dies eine Rechtfertigung wäre, dies weiterhin zu tun. Gemäß dieser Logik dürften wir nicht versuchen, Menschen daran zu hindern andere Menschen umzubringen, da dies auch schon seit je her getan wurde. Wo es um Tiere geht, wird jeder zum Nazi … Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka.“

Nicht, dass ich Vegetarier bin, aber die Frage ist wirklich: Wie weit darf der Mensch bei der Tierhaltung und –nutzung gehen?

(geschrieben von Matthias Stöbener)

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