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Fornika

Mit der Kreativität ist es so eine Sache. Immer wieder neue Einfälle zu haben, ständig neue Gedanken zu produzieren, das kann ziemlich an die Nieren gehen. Ehrlich: Schon hier beim Bloggen habe ich manchmal Blockaden.

Neulich erzählte mir ein Bekannter dazu eine Geschichte. Vor vielen Jahren hat der deutsche Nachkriegsschriftsteller Wolfgang Koeppen, der vor allem für seine „Trilogie des Scheiterns“ bekannt wurde, mit Siegfried Unseld, Leiter des Suhrkamp Verlags, zusammengearbeitet. Der Deal: Koeppen schreibt Bücher, Unseld verlegt sie. Das klappte an sich ganz gut. Bis Koeppen auf einmal eine Schreibblockade befiel.

Über einige Jahre hinweg zahlte Unseld seinem Autor nur Vorschüsse. Doch Koeppen brachte kein Buch zustande. Schließlich machten die beiden aus der Not eine Tugend und veröffentlichten ihren Briefwechsel, der über die Jahre zustande gekommen war. Dieser Briefwechsel dokumentiert die Schreibblockade des Autors und die Ohnmacht des Verlegers, dies einzugestehen.

Schreibblockade, die Unfähigkeit, etwas Kreatives hervorzubringen. Davon scheinen nicht nur Schriftsteller befallen zu werden. Die Fantastischen Vier, die populärste deutsche Rap-Formation, kennt das Phänomen anscheinend auch. Und auch sie machten aus der Not eine Tugend. So heißt ihr neuestes Album jetzt „Fornika“. Ein erfundener Name für die „Angst, dass einem nichts mehr einfällt“.

Ein kleiner Trost für alle Kreativen, den ich selbst hier jetzt ausprobiert habe: Wenn einem gar nichts mehr einfällt, kann man immer noch darüber schreiben, dass einem gar nichts mehr einfällt.

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