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Klein, gelb und handlich

Woran denken Sie, wenn Sie klein, gelb und handlich hören? Möglicherweise an Reclam Heftchen. Höchstwahrscheinlich haben Sie, genau wie ich, in der Schule das erste Mal Bekanntschaft mit ihnen gemacht. Damals waren sie mir eher lästig, denn irgendwie war immer Arbeit mit ihnen verbunden. Lesen, Interpretieren, Analysieren… da schlägt das Schülerherz nicht gerade höher.

Mich hat es erstaunt zu erfahren, wie lange es die kleinen gelben Heftchen schon gibt. Vor 140 Jahren hat der Leipziger Verleger Anton Philipp Reclam eine günstige Gelegenheit ergriffen. Das damalige Parlament des Deutschen Bundes, die Bundesversammlung, hatte das Urheberrecht deutscher Autoren auf 30 Jahre nach deren Tod begrenzt. Gemeinfrei wurden die ersten Werke ab November 1867. Von da an waren alle großen Autoren wie Lessing, Schiller oder Körner gemeinfrei und konnten ohne Lizenzgebühren an Verlage, Autoren oder Nachkommen von Autoren herausgebracht werden.

ReclamReclam nutzte die Gunst der Stunde und begann seine „Universal-Bibliothek“ zu veröffent- lichen. Goethes „Faust“ machte den Anfang, gefolgt von „Nathan der Weise“, „Romeo und Julia“ und vielen weiteren Klassikern. Innerhalb von nur 30 Jahren hat der Leipziger Verleger seine Universal-Bibliothek auf stolze 3470 Titel erweitert. Und der Reclam Verlag war auch nach dem Tod des Gründers im Jahre 1896 fleißig: Heute findet sich kaum ein Klassiker, von der Antike bis in die Neuzeit, der bei Reclam nicht irgendwann einmal herausgebracht wurde.

In der Zwischenzeit betrachte ich die gelben Heftchen nicht mehr mit Schüleraugen. Manchmal nutze ich sie heute gerne, wenn ich auf Reisen bin. Auch die „schweren“ Klassiker werden als Reclam-Ausgabe zu leichten Weggefährten.

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