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Warum ich noch kein Bestsellerautor bin

Vor ein paar Tagen las ich auf der Webseite des Literaturcafés einen interessanten Text. Es handelte sich um die angeblich wichtigsten Tipps eines Verlagslektors für Autoren, die ihre Texte bei Verlagen unterbringen wollen. Ein gewisser Andreas Paschedag, Lektor beim Aufbau-Verlag, der vor allem für seine Belletristik bekannt ist, hat diese Tipps verfasst.

BestsellerUnter den häufigsten Fehlern nennt er die Tatsache, dass viele Autoren sich schon im Anschreiben für Schwach- stellen im Manuskript entschuldigen. Hmm, puh, das mach ich auch immer. Z. B. habe ich letztens mein Manuskript „Wie ich die Welt verbessern würde“ an den N. N.-Verlag geschickt und dem Lektor geschrieben: „Sicher ist die Rechtschreibung noch verbesserungs- fähig. Nach Annahme durch Ihren Verlag werde ich das Buch komplett durch eine befreundete Deutschlehrerin auf die korrekte Schreibweise und Rechtschreibung durchsehen lassen.“ Na gut, wenn ich so was nicht mehr schreiben darf, dann lass ich das halt in Zukunft. Aber gut finde ich den Tipp nicht.

Außerdem meint Andreas Paschedag, dass man den eigenen Text nicht zu marktschreierisch anpreisen dürfe. Ja, aber wenn es nun eben der weltweit beste Text zu einem bestimmten Thema ist? Das wird man doch wohl noch sagen dürfen. Also letztens habe ich ein Gedicht über die Fontänen eines römischen Brunnens an ein Lyrikheft geschickt, vor dem erblassen alle Rilke-Gedichte, wie mir die schon genannte Deutschlehrerin bestätigte. Sowas wird man doch wohl noch schreiben dürfen!

Auch solle man nicht erwähnen, dass Freunde, die Oma oder die Ehefrau die eigenen Texte supertoll fänden. Na gut, ich sehe ein, dass man das nicht in einem Verlagsanschreiben erwähnen braucht. Auf der anderen Seite wäre das doch schon ein nützlicher Hinweis auf die Zielgruppe des zu veröffentlichenden Buchs für den Verlag. Da könnte der Verlag die Kompetenz der Autoren nutzen!

Man soll immer nur Texte einschicken, die ins Verlagsprogramm passen. Also, was das soll, weiß ich wirklich nicht. Sind denn alle Verlage beschränkt? Die betreiben doch Inzucht! Warum soll ein Krimi-Verlag nicht auch ein Standbein Gartenbücher aufmachen? Aber da sieht man mal wieder, dass keiner vertraute Gleise verlassen will. Da ist die Öffentlichkeit den Verlagen meilenweit voraus. Z. B. kenne ich da eine Krankenschwester, die im Internet eine Webseite hat, auf der sie sich mit den ägyptischen Pyramiden beschäftigt. Wenn die auch so wie die Verlage denken würde, könnte man auf ihrer Seite wohl nur Wickelverbände studieren.

Und zum Schluss rät dieser Aufbau-Lektor auch noch, man solle viel lesen, bevor man Bücher schreibt. Das ist ja wohl der Gipfel! Da wird man ja von allen Seiten beeinflusst! Wo bleibt da die schriftstellerische Individualität? Wie soll man angesichts der vielen veröffentlichten Bücher dann noch eigene Ideen haben?

Ich glaube, ich will gar nicht mehr ein Bestsellerautor werden, wenn die Tipps von dem Herrn Paschedag wirklich richtig sind …

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