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Grimmiges

Der amerikanische Regisseur Terry Gilliam hat einen Film über die Abenteuer der Brüder Grimm gedreht. Warum er auch in Deutschland »Brothers Grimm« heißen muss, bleibt mir ein Rätsel. Da würde sich doch »Die grimmigen Brüder« anbieten. Geht es doch ausgerechnet um die Erforscher der deutschen Sprache! Die Grimms, die auch Märchen sammelten, werden in diesem neuen Streifen als die eigentlichen Helden in einem Menschen verschlingenden Grusel-Wald dargestellt, in dem es von mehr oder weniger schrecklichen Märchen-Figuren wimmelt.

Terry Gilliam gründete 1969 mit John Cleese und den Komikern Eric Idle, Michael Palin, Terry Jones und Graham Chapman die legendäre Comedy-Gruppe »Monty Python«. Gilliams erster Film war »Jabberwocky«, wobei es um einen Drachen ging. Weitere Gilliam-Streifen sind: »Time Bandits« mit zeitreisenden Zwergen und das skurrile SF-Spektakel »Brazil«, das an Kafka erinnert. Es folgten »Die Abenteuer des Baron Münchhausen«, »König der Fischer« und »12 Monkeys«.

Mit dem Münchhausen-Film hatte Gilliam keinen besonderen Erfolg. Daher wundert es mich, dass er sich wieder an ein deutsches Thema herantraut. Die ersten Kritiken waren gleich da. Nach der Aufführung des »Brothers Grimm«-Films in Hessen, der Heimat der Grimms, waren die Experten aus dem Brüder-Grimm-Museum in Kassel nicht einverstanden mit der Grimm-Biographie in dem Flimmer-Epos.

Jedoch hat der Film die Grimm-Zuständigen immerhin ein wenig aktiviert. Kassel will für den Tourismus nun eine Grimm-Bibliothek und einen Grimm-Erlebnispark errichten. Hanau will auch mehr anstellen, damit etwas Glanz von den berühmten Grimm-Brüdern hängen bleibt. Da wird außer Märchenfestspielen auch an ein Brüder-Grimm-Kulturzentrum gedacht, das entstehen soll. Das wird für Hessen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Vergessen ist dann, dass die Grimm-Brüder einst aus Hessen hinausgeworfen wurden. Jakob Ludwig Karl Grimm wurde am 4.1.1785 in Hanau geboren, sein Bruder Wilhelm Karl Grimm am 24.2.1786. Sie waren Professoren in Kassel. Durch ihre Beteiligung am Protest der "Göttinger Sieben" mussten sie nach Berlin ziehen.

Ach, ja das Wiederkommen der Grimms klingt wie ein Märchen. Ich hoffe, einige der fantastischen Ideen der Grimm-Förderer werden verwirklicht. Wie war das beim gestiefelten Kater? Ein schlauer Kater täuscht einem König vor, dass ein armer Müller ein reicher Graf ist, dem Felder, Wiesen und Wälder gehören. Sogar ein Schloss. Der getäuschte König gibt dem armen Müller seine Tochter zur Braut. Allerdings muss ein Zauberer jämmerlich als Maus im Magen des Katers sterben, damit das glückliche Paar in das herrenlose Zauberer-Schloss ziehen kann. So schlimm wird´s hoffentlich nicht kommen, wenn Hanau und Kassel neue Gebäude für den Grimm-Ruhm bauen. Vielleicht kommt der Reichtum ohne Tote nach Hessen.

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