Hainan

Es war letzten Sommer. Es war ein heißer Tag. Ich saß am Ufer des Flusses, der nicht weit vor meinem Haus vorbeifließt. Ich hatte die Hosenbeine hochgekrempelt und steckte die Beine in die grünen Wellen. Tat gut. Plötzlich kamen kleine Fische, die meine Beine umschwammen. Nach einer Weile der Gewöhnung, kamen sie noch näher an mich heran. Dann zupften sie an der Haut meiner Beine, die im kühlenden Wasser steckten. Ein kitzliges Gefühl!

Jetzt lese ich im Reiseteil meiner Zeitung von der Ferien-Insel Hainan, dem Mallorca der Chinesen. Nach Hainan gehen die Chinesen, um einen lustigen Event-Urlaub zu erleben, wo sie Krokodile streicheln oder nachgebaute Tempel erklettern können. Die Hotelangestellten singen für die Gäste Karaoke und zu essen gibt es mysteriöse Fisch- und Muschelgerichte, die man mit so genanntem „Seepferdchen-Schnaps“ hinunterspült.

Bis vor wenigen Jahren galt Hainan als derart rückständig, dass Chinas Kaiser damals unliebsame Beamte dorthin verbannten. In den 80ern wurde diese Insel zu einer Sonderwirtschaftszone erklärt und dann begann der Boom auf dieser Insel. Hochhäuser und Hotel- burgen wuchsen höher als die Palmen. Die Chinesen auf Hainan entdeckten den Massentourismus und so wurde Hainan bald zum Ferienparadies der Volksrepublik. Die Insel Hainan ist ungefähr so groß wie Nordrhein-Westfalen in Deutschland. Ihre südliche Lage macht sie auch im Winter noch zu einem angenehmen Aufenthalts-Ort. Im letzten Jahr sind über 16 Millionen chinesische Touristen dorthin gepilgert. Wahnsinn!

Ach, ja, ein Höhepunkt im Wellness-Programm der Hainan-Bäder ist die Behandlung mit dem Motto: „Oingin Yu“. Das heißt so viel wie „küssende Fische“. In speziellen Becken können sich die Hainan-Touristen von unzähligen speziellen Fischlein, den „Oingin Yus“ – unter Aufsicht eines Bademeisters – die alte Haut wegzupfen lassen.

Natürlich werde ich diesen Sommer wieder an meinen Fluss gehen und meine Hosenbeine hochkrempeln. Es ist doch immer wieder schön, wenn man geküsst wird.

Wer mehr zu China wissen will