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Hannibal Lecter wird demontiert

In diesen Tagen kehrt „der böseste Schurke der Filmgeschichte“, wie ihn das American Film Institute nennt, auf die Leinwände zurück: Hannibal Lecter. „Hannibal rising – wie alles begann“ will die Hintergründe klären, wie es überhaupt zur „Vita“ des Menschenfressers kommen konnte.

Ich für meinen Teil habe nur Thomas Harris’ Bücher gelesen: „Roter Drache“, „Das Schweigen der Lämmer“, „Hannibal“ und eben „Hannibal rising“. Und die Aussicht, den vierten Teil der Hannibal-Lecter- Chronologie auch noch im Kino zu genießen, lässt mich nicht wirklich jubeln.

Hannibal RisingWar das Thema „krankes Genie“ in „Hannibal“ für meinen Geschmack schon einen Hauch zu blutrünstig ausgeschlachtet, verspricht die Fort- setzung keine Besserung. Eigentlich handelt es sich auch eher um einen Rückblick als um eine Fortsetzung. Es geht nämlich um Lecters Kindheit und Jugend. Was mir schwer im Magen liegt, ist die Demontierung des Mythos Hannibal Lecter.

Im letzten Buch fand ich schwer verdaulich, diesen in gleichen Teilen genialen wie wahnsinnigen Charakter, der auf Grund seiner außerordentlichen Intelligenz immer irgendwie über den anderen Menschen stand, auf ein paar geschmacklose Klischees herunter zu brechen. Quell seiner späteren Vorliebe für Menschenfleisch soll nämlich die Tatsache sein, dass er in zarter Jugend mit ansehen musste, wie Deserteure der deutschen Wehrmacht in der Kälte des litauischen Winters seine Schwester Mischa verspeisten. Das Buch wird gewürzt mit ein paar Anekdoten aus Lecters Jugend, in der er z. B. um seine Tante zu rächen einen Fleischer niedermetzelt. Das unantastbare wie groteske Genie wird durch das Buch „Hannibal rising“ für mich zum armen Würstchen.

Ich weiß nicht, ob ich mir mit der Verfilmung den Appetit auf anspruchsvolle Krimis verderben will. Ich glaube, ich nehm’ mir lieber ein gutes Kochbuch zur Hand und koch mir was Feines – irgendwas Vegetarisches.

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