
Wenn es um Bücher geht, die, sagen wir mal, nicht so gelungen sind. Die nach der Lektüre weggelegt werden und bei denen man sich sicher ist, sie nie wieder aufzuschlagen. Selbst Bücher, die man nach wenigen Seiten wieder gelangweilt, entrüstet oder genervt zuschlägt und am liebsten in die Ecke feuert, ja selbst diese Bücher genossen bislang noch eine gewisse Art der Würde und eine Vielzahl an Möglichkeiten der Entsorgung.
Ungeliebte Bücher konnte man verschenken, auf dem Bücherflohmarkt verscherbeln, unter wackelige Tischbeine schieben oder sogar in bestimmten Städten auf geheimnisvolle Buchreisen schicken. Wenn ein Buch trotz allem den Weg in die Mülltonne fand, dann nur verdeckt im Altpapier, verschämt und heimlich.
Das hat sich geändert. Seit Denis Scheck, der Moderator der Sendung „Druckfrisch“ aktiv ist, geht er meines Erachtens zu hart mit diesen Büchern um. Mag sein, dass er in seinen Augen schlechte Bücher deshalb verurteilt, um dadurch die seiner Meinung nach guten Bücher zum Strahlen zu bringen, um es metaphorisch auszudrücken.
Mir persönlich ist diese Art der Literaturkritik ehrlich gesagt zu kompromisslos. Literatur ist immer noch, so finde ich, Kunst. Kunst ist aber subjektiv. So wie Meinungen. Immerhin werden die meisten Bücher auch heute noch lektoriert und korrigiert. Menschen in Verlagen bemühen sich um gute Bücher, halten die Bücher, die sie veröffentlichen für gelungen. Ich finde, schon allein deshalb sollte man mit Büchern wohlwollender umgehen.
(geschrieben von Matthias Stöbener, geändert am 25.02.09, nachdem an dem früheren Text massiv Kritik geäußert wurde)
Der Vergleich ist an den Haaren herbeigezogen. Für Bücher wie „The Secret“ ist die Tonne der einzige Ort, der dem Niveau des Buches gerecht wird. Kunst ist nicht subjektiv, es gibt objektive Kriterien zur qualiativen Beurteilung. Jandls Gedichte oder die Romane von Perec sind auch dann Kunst, wenn Lieschen Müller damit nichts anfangen kann und lieber Stephenie Meyer liest. „Über Geschmack lässt sich nicht streiten“ ist Wischiwaschi-Gleichmacherei. Nicht jedes Buch ist Kunst und ein mieses Buch bleibt auch dann ein mieses Buch, wenn es viel gekauft wird. Dies in Abrede zu stellen würde bedeuten, den Sinn von Literaturkritik in Abrede zu stellen. Und auch an reine Unterhaltungsliteratur kann ich objektive Bewertungsmaßstäbe anlegen, sonst würden Stephen King und Jason Dark auf einer Stufe stehen. Als Leser kann ich mit beiden meinen Spaß haben, der Niveauunterschied bleibt. Scheck unterscheidet, bewertet und urteilt über Bücher. Und dass er seine Urteile nicht verbrämt, sondern klar und deutlich, von mir aus auch drastisch, verkündet, spricht für und nicht gegen ihn. Es hilft ja eh nichts, die Meyers und Coelhos dieser Welt sind mit ihrem Schund trotzdem erfolgreich.
Dass Büchern früher eine andere Wertschätzung zuteil wurde, ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass z.B. vor hundert Jahren noch nicht jeder Dreck verlegt wurde.
Man konnte davon ausgehen, dass so ziemlich jeder, der ein Buch schrieb, das dann auch gedruckt wurde, auch etwas zu sagen hatte.
Dass heute jeder meint, er müsse seine cerebralen Flatulenzen als gedrucktes Werk unters Volk bringen, trägt nicht unbedingt dazu bei, dem Buch an sich einen hohen Stellenwert einzuräumen.
Ich persönlich werfe auch keine Bücher weg. Allerdings muss ich auch von Berufs wegen nicht all den Schund in die Hand nehmen, der so gedruckt wird.
Von daher hat Herr Scheck meine volle das ist eine sehr konsequente Form der Kritik und durchaus akzeptabel.
Täglich landen LKWs voll Büchern bei den Recycling-Stationen.
Na, gut, das hilft ja.
In Recklinghausen ist der Ramschladen WELTBILD weg vom Schaufenster…!
meine „Zustimmung“ ist im letzten Satz verloren gegangen. Ja, die hat er, der Herr Scheck.
Druckfrisch ist in meinen Augen die einzig richtig gute Literatursendung, die wir noch haben – mit fundierten Kritiken und einer schönen Grafik. Denis Scheck tut gut dran, an seiner Literaturkritik nichts zu ändern. Mainstream und Gefälligkeitskritiken haben wir zuhauf.
Nein Nein Nein!
Als nächstes wird der arme Scheck noch der Bücherverbrennung bezichtigt.
Scheck teilt unübersehbar seine eigene Meinung mit – und da darf er natürlich sagen, was er für Müll hält (und jede/r Leser/in hier hält doch dies oder das Gedruckte für Müll).
Glücklicherweise kann das jede/r ganz für sich alleine entscheiden – und glücklicherweise ist gerade das der Garant für Vielfalt.
Ich bin froh für jede/n Rezensent/i/en, die/der so kompetent wie Scheck zwischen Kröpfchen und Töpfchen unterscheidet – leider gibt es davon nicht genug.