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Ich bin mal eben weg

Urlaubslektuere„Schatz, ich geh mal kurz Zigaretten holen!“ Sprach´s – und kehrte nie wieder. Immer wieder hört man von braven Familienvätern, die eben mal schnell etwas besorgen wollten und dann nie wieder auftauchten. Nicht, weil sie entführt, überfallen oder gekidnapped wurden. Nein. Sie sind einfach abgehauen und fangen irgendwo anders, meist an irgendeinem Strand, ein neues Leben an.

So, wie es Andreas Höfele in seiner neuen Erzählung „Abweg“ schildert. Allerdings flüchtet der Protagonist Wieland nicht an irgendein sonniges, warmes Plätzchen. Nachdem der Universitätsdozent sein Büro angezündet hat, beendet er zwar auch sein ganzes bisheriges Leben. Doch Wieland bleibt weiter in Deutschland. Statt Strand und Meer zu suchen, schließt er sich einer Drückerkolonne an, dreht ahnungslosen Senioren Zeitschriftenabonnements an und räumt nebenbei auch deren Wohnungen aus.

Allein schon diese Wendung zeigt, dass es sich bei Höfeles Erzählung um keinen einfachen Roman handelt, der den Ausstieg aus dem Alltagstrott besingt. Vielmehr behandelt der Autor die Angstneurosen der Hauptfigur, die vor allem ihre eigenen seelischen Abgründe in der Gesellschaft im Jahr 1979 ergründen muss.

Mit gerade mal 100 Seiten ist das Büchlein eine perfekte Urlaubslektüre, wie ich meine.


(geschrieben von Matthias Stöbener)



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