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Joachim Ringelnatz

"Bist du schon auf der Sonne gewesen?
Nein? – Dann brich dir aus einem Besen
Ein kleines Stück Spazierstock heraus
Und schleiche dich heimlich aus dem Haus
Und wandere langsam in aller Ruh
Immer direkt auf die Sonne zu."

So beginnt mein Lieblingsgedicht "Bist du schon auf der Sonne gewesen?" des wunderbaren Lyrikers und Malers Joachim Ringelnatz. Er zählt zu den bekanntesten deutschsprachigen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts und wurde am 07.08.1883 in Wurzen bei Leipzig geboren. Gestorben ist er am 17. November 1934 in Berlin. Somit feiert er heute also Geburtstag!

Ich hatte leider ZeitSeinen ungewöhnlichen Namen legte sich der tragik-komische Autor selbst zu: In seinen Jugendjahren fuhr er zur See, diente später als Leutnant und Kommandant im Krieg – Ringelnatz ist vermutlich die Verballhornung für „Ringelnass“, den seemännischen Ausdruck für Seepferdchen. Und die bringen bekanntlich Glück.

Die Schifffahrt taucht auch immer wieder in seinen satirischen Gedichten auf: Sein beliebtester Held war Kuttel Daddeldu, der wild-sentimentale Seemann mit dem zu großen Herzen, der regelmäßig Schiffbruch erleidet – allerdings im Hafen. Prinzipiell also ein glücklicher Schiffbruch.

Joachim RingelnatzRingelnatz selbst ist allerdings kaum als Glückkind zu bezeichnen: Sein abenteuerliches und buntes Leben, seine große Klappe und nicht zuletzt seine politische Grundgesinnung brachte ihn in so manches Bedrängnis. Im Februar 1933 erhielt er Auftrittsverbot, seine gesamten Veröffentlichungen wurden beschlagnahmt und seine Gemälde aus der Berliner Nationalgalerie vom Naziregime als "entartete Kunst" entfernt. Schließlich konnte er die Medizin nicht mehr finanzieren, die er aufgrund einer schweren Krankheit benötigte. So verstarb er im November 1934 schwer verarmt in seiner Wohnung Am Sachsenplatz in Berlin.

"So lange, bis es ganz dunkel geworden.
Dann öffne leise dein Taschenmesser,
Damit dich keine Mörder ermorden.
Und wenn du die Sonne nicht mehr erreichst,
Dann ist es fürs erste Mal schon besser,
Dass du dich wieder nach Hause schleichst."

So endet mein Lieblingsgedicht. Und irgendwie trifft es zu auf diesen großen, tragischen Dichter.

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