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Jokers Morgen-Grauen, Teil 3

Wenn er ins Büro kommt, liegen seine Kollegen der Jokers-Werbeabteilung oft noch im Bett. Doch in den ruhigen Stunden bis zum alltäglichen Werber-Wahnsinn bringt Kollege „Christoph Anton Lech“ nicht nur seine besten Ideen zu Computer, er kommt auch auf dumme Gedanken – und die schreibt er ebenfalls auf. Damit auch solche Texte nicht ungenutzt bleiben, haben wir den Kollegen gebeten, uns einmal die Woche seine morgendlichen Gedankengänge zur Verfügung zu stellen. Wir haben dafür im Jokers Literaturblog die Rubrik „Jokers Morgen-Grauen“ erfunden…

Nach einem sehr langen Meeting sind wir gestern noch „eins“ trinken gegangen. Der Morgengruß dieser Woche kam daher vorhin mal wieder vom Kollegen W.: „Auweh, mei Bladdn!“ (dt.: „Oje, mein Kopf!“)

Katerstimmung herrscht auch bei der Piratenpartei: Ihre Umfragewerte sinken schneller als die Piratenschiffe in den Asterix-Comics. Grund ist wohl vor allem die zuvor hochgelobte „liquid democracy“: Zu viele Smutjes verderben eben den Brei, auch wenn das im Moment noch niemand wahrhaben will. Und so blicken zigtausende Krähennesthocker von ihrem hohen Mast immer noch auf die „alten“ Parteien mit ihren „verkrusteten Strukturen“ herab, während an Deck ihrem Käpt’n und seinen Offizieren das Wasser schon bis zum Hals steht.

Ein (angebliches?) Piratenpartei-Mitglied verriet mir kürzlich seinen Vorschlag für die Neuordnung der Kunstwelt: Maler, Musiker, Fotografen und Schriftsteller sollten verpflichtet werden, ihre Werke zur freien Verfügung ins Internet zu stellen. Es sei schließlich nicht einzusehen, dass die Konsumenten für das Hobby selbsternannter „Künstler“ zahlen sollten, die ja auch einer anständigen Arbeit nachgehen könnten. Wer von seiner Kunst leben wolle, solle sich einen Mäzen suchen oder mit Konzerten, Lesungen usw. Geld verdienen.

Mit diesem Vorschlag könnten sich die meisten Künstler vermutlich sogar anfreunden. Schließlich wissen sie, dass die meisten Autoren, Maler, Komponisten etc., die heute weltberühmt sind, ihr Geld zeitlebens auf ehrliche Art in normalen Berufen verdienten.

Friedrich Schiller war bis zu seinem Tod 1805 Fischhändler, für seine „Schiller-Locken“ ist er heute mindestens ebenso bekannt wie für sein Drama „Die Räuber“, zu dem er durch den Fisch-Dieb Franz Schubert inspiriert wurde, den er 1801 auf frischer Tat ertappte. Dieser wiederum lernte in der Haft Klavier und verarbeitete seine kriminelle Vergangenheit im „Forellenquintett“. Zwei Meisterwerke der Literatur bzw. der Musik, die „Berufskünstler“ mangels der prägenden persönlichen Erfahrungen nie geschaffen hätten.

Oder Claude Monet: Bevor sich der Maler 1883 im französischen Giverny niederließ, war er Leiter eines englisch-deutschen Bankhauses. Seinem typisch britischen Humor entsprang sein Künstlername: „Claude“ als Abwandlung des deutschen Wortes „geklaut“ (genauer: des schwäbischen „klaut“, man lässt dort die Vorsilbe „ge“ meist weg). Und „Monet“ als franconisierte Form des englischen Wortes „Money“. Er nannte sich also „Geklautes Geld“, ein Hinweis darauf, dass Monet auf die Herkunft seines Reichtums aus Finanztransaktionen nicht stolz war. Auch im 19. Jahrhundert sahen einzelne Bankiers das Treiben ihrer Zunft schon sehr kritisch.

Leibniz-Butterkekse machen bis heute sicher mehr Kinder glücklich als die philosophischen Schriften ihres Namensgebers Gottfried Wilhelm  Leibniz (1646 – 1716). Der Komponist Georg Friedrich Händel (1685 – 1759) betrieb einen Imbiss-Stand im Naherholungsgebiet Wienerwald vor den Toren der österreichischen Hauptstadt. Ludwig van Beethoven (1770 – 1827), heute ebenfalls für ein paar Kompositionen berühmt, verdiente seinen Lebensunterhalt als Gärtner auf dem Zentralfriedhof in Wien. Bei dieser Arbeit starb er übrigens auch, was die in Wien „Pompfinewra“ genannten Totengräber sehr praktisch fanden und weshalb sie ihm eine dieser ironischen, typisch wienerischen Grabinschriften widmeten: „Hier ruhet van Beethoven / bey Arbeyt er entschlofen / fiel strecksderlängs ins Grab hineyn / und sollt‘ euch allen Vorbild seyn“. Der Grabstein ist heute ein beliebtes Foto- und Postkartenmotiv.

Gut, die Beethoven-Story war jetzt etwas dick aufgetragen. Dafür ist das mit dem Butterkeks-Namen wahr. Oder nicht?

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