Ich
mag dicke Bücher. Vorausgesetzt sie taugen was. Dann sind sie die Aussicht auf
viele schöne Abende mit Menschen, die man interessant findet – auch wenn sie
nur aus Phantasie und Druckerschwärze bestehen. Ich mag also auch Richard Ford,
denn der schreibt dicke, gute Bücher. So gut, dass er bereits den Pulitzerpreis
bekommen hat. Er schreibt zum Beispiel über Frank Bascombe, den ich wie wenige
andere literarische Figuren in mein Herz geschlossen habe. Er ist
krisengeschüttelt, selbstzweiflerisch, gutherzig und versucht auf so
sympathisch ungeschickte Weise, alles richtig zu machen. Ein wunderbarer
Durchschnittstyp.
Zum
Glück scheint Richard Ford seinen Frank Bascombe auch sehr zu mögen, ist er
doch gleich Held mehrerer seiner Bücher. Zum Beispiel auch in „Die Lage des
Landes“, der Fortsetzung des Bestsellers „Unabhängigkeitstag“ und des ersten
Teils der Bascombe-Trilogie, „Der Sportreporter“.
In
„Die Lage des Landes“ nimmt Immobilienmakler Frank erneut eine Festivität zum
Anlass, um über sein Leben nachzudenken. In diesem Fall ist es Thanksgiving, das er nicht nur mit
seiner zweiten Frau, sondern auch mit seinen Kindern aus erster Ehe verbringt.
Natürlich spielt auch die erste Ehefrau wieder eine wichtige Rolle und ebenso
natürlich gibt es neben dem Familienfest weitere Gründe um Bilanz zu ziehen: nicht
nur dass der lange Zeit verschollene Ehemann seiner zweiten Frau Sally wieder
auftaucht, bei Frank selbst wird Prostatakrebs diagnostiziert.
Wie
Richard Ford dieses Leben im zeitgenössischen amerikanischen Mittelstand
schildert, das ist einfach mitreißend. „Die Lage des Landes“, das ist
detaillierte Milieuschilderung plus philosophische Lebensbetrachtung plus
ironischer Blick auf die unablässige Suche nach ein bisschen Ruhe und
Zufriedenheit.
Also:
bitte keine Angst vor dicken Büchern!
"Die Lage des Landes" und "Der Sportreporter" von Richard Ford bei Jokers