Quadratisch, praktisch, gut oder klein, klapprig, kaputt? Am Renault 4 schieden sich schon immer die Geister. Für die einen ist er nichts weiter als ein zugeschlagenes Kapitel der Automobilgeschichte, das diese »Klapperkiste« hervorbrachte mit ihren schlichten Gartenstuhlsitzen, der spartanischen Ausstattung und schwachen Motorisierung. Bei anderen jedoch glänzen die Augen, wenn sie an den kantigen Franzosen denken und sie schwärmen von seiner Robustheit, dem unglaublichen Raumangebot und der vielfältigen Nutzbarkeit.
Keine Frage, der R4 hat inzwischen Kultstatus in der Oldtimerszene und kann durchaus neben Kostbarkeiten wie dem Jaguar Mark II, dem »Barockengel« BMW 501 oder der Borgward Isabella bestehen; vielleicht nicht unbedingt in Sachen Schönheit, aber mit seiner Individualität. Vor 50 Jahren, am 28. August 1961, rollte der erste Renault 4 vom Band und initiierte damit eine 31-jährige Erfolgsgeschichte. Bis zu seinem Ende im Jahr 1992 wurden über 8 Mio. Exemplare produziert. Das kernige Automobil zählt damit zu den beliebtesten Kleinwagen aller Zeiten.
Gerade seine kistenhafte Anmutung brachte dem R4 viele Fans ein. Konzipiert als Plattformrahmen mit darauf verschraubter Karosserie verfügte er über einen durchgehend ebenen Fahrzeugboden. Kombiniert mit einem langen Radstand und einer hohen Karosserie wurde daraus ein Raumwunder, das französischen Ziegenbauern ebenso diente wie der Gendarmerie. Als Familienkutsche transportierte der R4 klaglos auch größeres Gepäck, überzeugte als Umzugshelfer oder »Schlafmobil« im Urlaub. Und wem das Platzangebot nicht reichte, der griff auf den Fourgonette zurück, den R4-Kleintransporter mit angesetztem Kasten.
Wie seine große Schwester, die Ente, war der R4 ein begehrtes Studenten-Gefährt: ebenso praktisch und preiswert wie der 2CV, aber mit weniger Emotionen behaftet. Wird der »Döschwo« heute geradezu vergöttert und in unzähligen Veteranenclubs gehätschelt, betrachtet man den kleinen Bruder nüchtern als das, was er ist: ein vielseitiger Allrounder, der auch heute noch Spaß macht. Mehr Auto braucht man eigentlich nicht.
Wer sich den robusten Franzosen in die heimische Garage holen will, findet im »Oldtimer-Katalog« alle nötigen Informationen zum Kauf, natürlich auch von vielen anderen »alten Schätzchen«!
Geschrieben von Petra Anne-Marie Kollmannsberger
Bild: Renault R4 © wikimedia commons
