Letztens führte ich ein sehr interessantes Streitgespräch mit
einem Freund. Wir waren auf dem Weg zurück aus einem
verlängerten Wochenende und steckten, natürlich, im Stau fest.
Es hatte geregnet, die Luft schimmerte noch. Wir hatten den
Motor abgestellt, starrten vor uns hin, als wir plötzlich einen
doppelten Regenbogen entdeckten.
Wir trauten unseren Augen kaum: Schillernd und leuchtend
spannten sich zwei farbenprächtige Bogen auf.
"Das ist wahre Schönheit", bemerkte mein Freund. "Die Schönheit
als eigen- ständige Entität."
Ich jedoch war anderer Meinung: Wie kann die Schönheit als Ding
an sich existieren?
Meiner Ansicht nach entsteht Schönheit als
Interpretationsvorgang: Die Schön- heit liegt also im Auge des
Betrachters. Selbstverständlich existiert die Natur auch ohne
den Menschen als "Konsument", die beeindruckenden
Naturspektakel finden auch ohne das menschliche Auge als
Referenz statt. Und doch sind sie vollkommen wertfrei, weder
schön noch hässlich, vielmehr SIND sie einfach.
Nein, Schön- heit an sich
gibt es nicht,
Schönheit entsteht in meinem Kopf.
Man sagt, dass die Fähigkeit, Kunst zu schaffen und zu
genießen, den Menschen vom Tier unterscheidet. Vielleicht ist
es so. Doch in Asien werden Elefanten trainiert, Bilder mit dem
Rüssel zu malen. Können sie ihre Gemälde nach ästhetischen
Kriterien wertschätzen? Ich bezweifle es.
unter meinem Dach eingenistet haben, erzeugen wunderbare
Melodien, wenn sie unter den Ziegeln spazieren – doch fühlen
sie sich als Komponisten?
Manchmal aber will ich gar nicht weiter über diese
philosophischen Hintergründe nachgrü- beln. Manchmal will ich
einfach genießen. Vor allem, wenn es einen überzeugenden Anlass
gibt: Am 14.07. feiern wir den 400. Geburtstag von Rembrandt.
Wenn ich seine Kunst- werke betrachte, lasse ich mich vollkommen
auf dieses Gefühl ein, Schönheit zu erleben. Dann interessiert
es mich nicht mehr, ob diese Schönheit als Ding an sich oder
nur in meinem Kopf entsteht.