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Mein Name ist Verleihnix!

verbotNeulich vor meinem Bücherregal spielte sich eine Szene ab, die mir zu denken gab: „Wo hast du denn den Siddharta hingestellt?“, fragte meine Frau. „Der steht links oben bei den Klassikern“, antwortete ich. „Da ist er aber nicht“, so meine Frau. Schließlich stand ich selbst auf, um nachzusehen. Ich hatte das dunkelblaue Büchlein regelrecht vor Augen, konnte schon in Gedanken sehen, wie ich es aus dem Regal zog. Aber, es war nicht da.

Nachdem wir gemeinsam das Regal von oben bis unten immer und immer wieder abgesucht hatten, musste ich feststellen: „Ich habe es wohl verliehen.“ Doch an wen, daran konnte ich mich weiß Gott nicht mehr erinnern. Und dabei kam mir eine bittere Erkenntnis. Im Laufe meines Lebens habe ich eine Unmenge Bücher verliehen, von denen mehr als die Hälfte nie mehr zu mir zurück fand.

Spontan hielt ich eine stille Gedenkminute für all jene Bücher ab, die in den Untiefen fremder Wohnzimmer verschollen sind. Ich dachte an Harry Potter Band 1, 2 und 3, Marie Hermansons „Muschelstrand“, Marlen Haushofers „Wand“ und so weiter und so fort. „Nicht zu vergessen mein Poesiealbum“, erinnerte mich meine Frau. In der Tat. Vor einigen Jahren hatte sie die alte Schultradition noch einmal aufleben lassen und ihr Album nacheinander allen Freunden gegeben, damit sie sich darin verewigten. Es kam nie wieder zurück. Und so beschlossen wir kurzerhand, einfach keine Bücher mehr zu verleihen. Oder nur noch gegen eine Leihgebühr.

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