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Nicht alle Erben freuen sich

Alte BuecherDass jeder Mensch einen eigenen Büchergeschmack hat, ist bekannt. Dass man über Geschmack nicht streiten kann, auch. Aber dass man den Geschmack manchmal teilen muss, hatte ich bislang verdrängt. Zumindest so lange, bis mich meine liebe Schwiegermutter vor ihren Wohn- zimmerschrank zog und sagte: „Das alles wirst du und meine Tochter einmal erben!“ Mit einer ausschweifenden Geste zeigte sie auf die vier Regale, die bis obenhin voller Bücher standen.

Normalerweise versetzt mich die Aussicht, viele neue Bücher zu bekommen, in Hochstimmung. Doch dieses Mal konnte ich nur freundlich nicken. Denn was ich hinter den Glastüren der Regale entdeckte, waren keine großen literarischen Schätze.

Zur Verteidigung meiner Schwiegermutter muss ich sagen, dass sich auch Titel von Elke Heidenreich, einige von Clive Barker, „Das Glasperlenspiel“ von Hermann Hesse, „Die Puppenspieler“ von Tanja Kinkel und noch einige Titel mehr an – sagen wir – besserer Literatur fanden. Allerdings stehen die natürlich schon in meinem Regal. Und doppelt muss ich sie nicht haben.

Aber da waren auch die vielen Gute-Laune-Ratgeber aus den 60er- und 70er-Jahren, die vielen „Wanderwege durch Deutschland“-Ausgaben und nicht zu vergessen: zahlreiche Bildbände zu Geschirr und Porzellan-Puppen aus aller Welt. Bei diesem Anblick musste ich schwer schlucken. Als Schwiegermutter auch noch voll Stolz verkündete, „wenn ihr diese Bücher weggebt, bin ich euch noch im Grab sauer“, rang ich um Haltung. Das wäre dann ein schweres Erbe …

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