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Rilkes Geburtstag

Rainer_Maria_Rilke_1900.jpgJahrestage, Geburts- und Sterbedaten sind für mich manchmal Anlass, mich mit Dichtern und Denkern auseinanderzusetzen. Der 4. Dezember war Rainer Maria Rilke gewidmet. Es ist viele Jahre her, dass mein Urgroßvater starb. Ich habe nur noch eine vage Erinnerung an den hoch gewachsenen, hageren Mann. Ich weiß: Er liebte die Gedichte von Rilke. So sehr, dass er, bereits ein alter Mann, noch nach Prag fuhr, um Rilke zu ehren, denn der wurde am 4. Dezember 1875 dort geboren. Es war auch ein Dezembertag, an dem Rilke für immer seine Augen schloss: Am 29. Dezember 1926 starb er an Leukämie. Meine erste Berührung mit Rilke war dessen Grabinschrift, die mein Urgroßvater zitierte: Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, Niemandes Schlaf zu sein unter soviel Lidern.


Dieses Wort hat berührt mich bis heute, ohne dass ich sagen kann, wieso das so ist. Es wäre anmaßend von mir, wenn ich behaupten würde, ich verstände Rilkes Worte. Rilke bleibt mir nach wie vor ein Rätsel, ein großes Faszinosum, ein Labyrinth, in das ich eintauchte und in dem ich bis heute herumirre, sowohl erschrocken wie gefesselt. Letztens hörte ich mir wieder das »Rilke Projekt« an. Insbesondere die CD »In meinem wilden Herzen« hat es mir angetan.


Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben!

Sie zu halten, wäre das Problem.

Denn, wen ängstigts nicht: wo ist ein Bleiben,

wo ein endlich Sein in alledem? –


Sieh, der Tag verlangsamt sich, entgegen

jenem Raum, der ihn nach Abend nimmt:

Aufstehn wurde Stehn, und Stehn wird Legen,

und das willig Liegende verschwimmt –


Berge ruhn, von Sternen überprächtigt; –

aber auch in ihnen flimmert Zeit.

Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt

obdachlos die Unvergänglichkeit.


CD "Vertonte Lyrik von Rainer Maria Rilke" bei Jokers"



Bild: Rainer Maria Rilke/wikimedia

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