Gehören Sie auch zu
denen, die ihn immer gleich abreißen, achtlos weglegen oder gar zerknüllt in
den Papierkorb werfen? Ich meine den "Schutzumschlag". Scheinbar geht
er vielen Leseratten gehörig auf die Nerven. Dabei hat er einen Sinn: Er soll
das darin eingehüllte Buch schützen – vor Fingerabdrücken, Schrammen, Staub …
Und er bringt auch zusätzlichen Nutzen: Informationen über den Autor, einen
Klappentext zum Buch, Kurzrezensionen … Eigentlich eine feine Sache, sollte
man meinen. Einige Zeitgenossen haben den Wert dieser Hülle auch durchaus
erkannt. So gibt es Sammler, die sich auf Schutzumschläge spezialisiert haben,
z. B. von großformatigen Bildbänden oder bibliophilen Werken. Die „Verpackung“
benötigt auch wesentlich weniger Platz, als der „Inhalt“ selbst …
Die ersten
Schutzumschläge tauchten bereits im ausgehenden 15. Jahrhundert auf und waren
reich verziert. Erst 400 Jahre später entwickelte sich jedoch ihre heutige Form
als Mixtur von Werbebotschaften, Informationen über das Buch und ansprechender
grafischer Gestaltung. Zum Teil verwirklichten sich sogar Künstler an den
Umschlägen, so etwa der Maler Henri Toulouse-Lautrec oder John Heartfield mit
seinen berühmten Fotomontagen. Einen regelrechten Boom erlebten die
Schutzumschläge durch den Aufschwung der Bahnhofsbuchhandlungen in den
1940er-Jahren. Mit knalligen Farben sollten sie Reisende auf das Produkt
aufmerksam machen.
Behandeln Sie also
den Schutzumschlag in Zukunft doch etwas liebevoller, er hat eine große
Geschichte! Auch bei uns im Internet gibt es jede Menge "eingehüllter"
Bücher, die Lust aufs Blättern und Entblättern machen.