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Spazieren gehen oder spazierengehen?

Die neue RechtschreibungSeit kurzem gelten die neuen Rechtschreibregeln, die zum x-ten Mal überarbeiteten, an den deutschen Schu- len. Und so mancher verzweifelt: Was ab nun im Unterricht verbindlich ist, wurde in unzähligen Fachdiskussionen entworfen, geändert, revidiert und schließlich beschlossen. Vor allem die Normen zur Getrennt- und Zusammen- schreibung oder auch die Komma- setzung sind betroffen.

Macht das Sinn? Jetzt schon fühle ich mich oft genug als Analphabet, wenn ich am Computer einen Text schreibe, nach den Regeln, die ich vor vielen Jahren in der Schule vermittelt bekam: Mein Orthografie-Programm markiert immer mehr Wörter als Fehler. Ach, waren das Zeiten, als man in der Schule einfach nur sitzenblieb und sich nicht überlegen musste, ob man korrekterweise sitzen bleibt. Als man spazierenging und nicht spazieren ging.

Obwohl: Manchmal bestätigen die Ausnahmen auch die Regeln: Zusammengesetzte Verben zum Beispiel, die bleiben oder lassen beinhalten, können zusammen oder getrennt geschrieben werden. Welche Verwirrung! Damit Sie den Überblick behalten, fasse ich hier die wichtigsten Abänderungen der Rechtschreibreform zusammen:

S-Schreibung: Bei kurzem Vokal wird das Wort mit Doppel-S geschrieben – Fluss, Mass, muss oder bisschen. Bei langen Vokalen bleibt das ‚ß‘ – Straße, Spaß.

Drei gleiche Buchstaben: Wenn bei Zusammensetzungen drei gleiche Buchstaben aufeinander treffen, wird keiner davon gestrichen – Schifffahrt ist das gängigste Beispiel. Alternativ ist auch die Schreibung mit Bindestrich möglich – Schiff-Fahrt.

Getrennt- und Zusammenschreibung: Ist der erste Teil eines Wortes ein Verb, wird getrennt geschrieben – wie ’spazieren gehen‘. Auch Verbindungen mit dem Wort ’sein‘, wie zum Beispiel ‚da sein‘, werden getrennt geschrieben. In Ausnahmefällen ist die Zusammenschreibung möglich. Sie gilt für übertragen gebrauchte Verbindungen von zwei Verben, die als zweiten Bestandteil die Verben ‚bleiben‘ oder ‚lassen‘ haben – zum Beispiel ‚in der Schule sitzenbleiben‘.

Groß- und Kleinschreibung: Tageszeiten nach den Adverbien wie ‚gestern‘ oder ‚heute‘ werden groß geschrieben – heute Mittag, gestern Abend. Einzelne Begriffe wie ‚pleitegehen‘ werden wieder klein und zusammen geschrieben.

Zeichensetzung: Die Kommaregeln sind vereinfacht. Bei Hauptsätzen, die mit ‚und‘ beziehungsweise ‚oder‘ verbunden sind, kann ein Komma gesetzt werden – muss aber nicht – "Ich ärgere mich(,) und mein Freund ärgert sich auch." Bei Infinitivgruppen muss ein Komma nur gesetzt werden, wenn diese mit als, anstatt, außer, ohne oder um eingeleitet wird. Dies gilt zum Beispiel für den Satz: "Sie aß ein Eis, um sich abzukühlen."

Capito? Und jetzt noch die wichtigste Regel:

Flexibilität: Wenn Sie nicht mehr zur Schule gehen, können Sie sich eine individuelle Rechtschreibung leisten. So wie ich. Genießen Sie, dass niemand mehr weiß, wie geschrieben wird und zeigen Sie Ihre Individualität auch!

Fehlerfrei schreiben gefällig?

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