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Spinne im Supermarkt

Neulich beim Einkaufen: Als ich durch die Gemüseabteilung schlenderte, traf ich zufällig Günther, einen alten Bekannten meiner Frau. Wir kamen ein wenig ins Plaudern und schoben nebenbei unsere Einkaufswagen vor uns her. Dabei griffen wir beide mal links, mal rechts und sammelten die gewünschten Lebensmittel ein. Bis Günther vor einer großen Kiste mit Bananen abrupt stehen blieb.

Spinne„Ich trau mich nie, da rein zu fassen“, gestand er mir. Der Grund: „Vielleicht ist ja eine Spinne mit den Bananen in den deutschen Lebensmittelhandel gereist.“ Irgendwie kam mir die Geschichte bekannt vor, und so fragte ich nach, woher Günther denn diese Befürchtung habe. Die Antwort: „Die Bekannte meiner Freundin hat das mal von ihrer Tante erzählt bekommen.“ Und schon fiel bei mir der Groschen, woher auch ich von dieser Mähr wusste: Es war die klassische Geschichte von der „Spinne in der Yucca-Palme“.

Der Clou solcher modernen Märchen ist, dass sie niemand persönlich erlebt hat. Immer sind mehrere Personen „dazwischen geschaltet“. „Der Bekannte eines Bekannten hat erzählt, er kennt da jemanden, der“ und so weiter. Auf diese Weise beginnen diese Geschichten meist. Und dann folgt Schauerliches aus dem Alltag. Von der Vogelspinne, die eines Tages aus der Erde der neu erworbenen Yucca-Palme steigt. Vom Wissenschaftler, der über Nacht eine tote Ratte in Coca Cola einlegt, die am nächsten Tag bis auf das Skelett zersetzt ist. Von der nächtlichen Anhalterin, die in Wahrheit ein bärtiger Massenmörder ist und in der Tasche eine Axt versteckt.

Günther kannte diese modernen Schauermärchen freilich nicht. Er wolle er sie auch gar nicht kennen, wie er mir ausdrücklich zu verstehen gab. Zum Schluss musste ich für ihn in die Bananenkiste greifen …

Märchen und Sagen bei Jokers

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