
Auf der Suche nach englischsprachigen Heldenepen stieß ich auf ein riesiges Regal namens „Vampire“. Dass Stephenie Meyer mit ihren Teenie-Phantasien insgesamt vier Mal in den Top 25 der Spiegel-Bestseller vertreten ist, war mir zwar bekannt, aber ich habe dem keine Bedeutung beigemessen. Ich hielt es für einen Trend unter Pubertierenden. Doch dieses Regal war voll mit Büchern jeder Art zum Thema Vampire. Von schicken, blutsaugenden Großstadtsingles à la „Sex and the city“ über pseudowissenschaftliche Abhandlungen zu „echten Vampiren“ in Los Angeles bis hin zu schier endlosen Schmachtromanen rund um den Vampir als gefährlichen aber leidenschaftlichen Retter der einsamen Frau.
Wenn es sich um einen extra Thementisch mit einigen Exemplaren gehandelt hätte, gut. Oder meinetwegen auch um eine Fensterauslage, dekoriert in schwarzem Samt, mit Kerzenständern, Totenschädeln und Kreuzen – meinetwegen. Aber gleich ein eigenes Regal? Zwischen „Lebenshilfe“, „Esoterik“ und „Englischen Romanen“ plötzlich auf „Vampire“ zu stoßen, war irgendwie seltsam. Ich meine, wie oft kommt es schon vor, dass Buchläden gleich eine eigene Rubrik eröffnen? Wie sieht es denn dann mit anderen Genres aus? Wenn Vampire das Recht auf eine eigene Abteilung haben, dann hätten doch zum Beispiel auch weiße Ritter, Elfen, Geister, Kobolde und Klabautermänner ein eigenes Regal verdient – oder?
(geschrieben von Matthias Stöbener)