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Vorsicht: Bissig

Knoblauch gegen VampireAls ich neulich einen alten Schulfreund besuchte, machte ich eine erstaunliche Entdeckung: Nicht nur, dass er einen sehr individuellen Einrichtungsstil hatte! Ich sage nur: dunkelrote Tapeten, Samt- vorhänge und Kerzen überall. In seiner Wohnung gab es auch keine Spiegel. Als ich ihn darauf ansprach, gestand er mir: „Ich bin ein großer Vampirfan.“ Zum Beweis zeigte er mir sein Bücherregal. Es war erstaunlich. Noch nie hatte ich eine so umfangreiche Bibliothek zum Thema Blutsauger gesehen. Als Laie in diesem literarischen Sektor kannte ich nicht viele Titel. Bram Stokers „Dracula“ fiel mir ins Auge.

Neben Fachliteratur über „Vlad Tepes“ in Siebenbürgen oder Titeln wie „Vampirglaube in Osteuropa“ (dazu erzählte er mir, dass er, um quasi die „Fakten“ zu überprüfen, früher sogar eine mehrwöchige Reise durch Siebenbürgen unternommen hatte), stand in seinem Regal alles an Vampir-Romanen, was ihm im Laufe der Jahre in die Finger gekommen ist. Und das ist wahrlich eine Menge …

Als erstes, so erklärte er mir, ist da natürlich John Polidori, der mit „Der Vampyr“ im Jahre 1819, also noch 78 Jahre vor Bram Stoker, die wohl älteste Erzählung zum Thema schrieb. Daneben steht J. S. Le Fanus „Camilla“ von 1872, veröffentlicht immerhin noch 25 Jahre vor dem „Dracula“. Vom Klassiker Stokers selbst besitzt mein Freund immerhin vier alte Ausgaben.

VampirIn den 90er-Jahren sei er dann, wie mein früherer Schulkamerad erzählte, um Anne Rice mit ihren „Vampir-Chroniken“ nicht herum gekommen. „Interview mit einem Vampir“ ist das bekannteste Werk. Es folgten zahllose weitere „Folgen“, mit mehr oder weniger Erfolg, wie ich erfuhr. Er habe sie alle gelesen. Dann entdeckte er noch den deutschen Grusel-Bar- den Wolfgang Hohlbein, der sich mit seiner „Chronik der Unsterblichen“ ebenfalls des Themas „Vampire“ bediente. Ebenfalls beeindruckt hat ihn der als „Dracula, der 2. Teil“ propagierte Roman „Dracula the Undead“ von Freda Warrington – der bis heute zu Unrecht, wie mein Freund betonte, relativ unbekannt blieb. Daneben dicht an dicht im Regal noch eine Unmenge weiterer Romane über Blutsauger, bis hin zu Werken, die sich an vampirhaltige Fernsehserien wie „Buffy, im Bann der Dämonen“ oder „Angel – Jäger der Finsternis“ anlehnen.

Sogar Kinder dürften das Thema mittlerweile erschöpfend kennen. Zwar war mein Freund, als seine Vampir-Passion begann, schon zu alt für Kinder-Vampir-Grusel, aber trotzdem steht auch das komplette Werk von Angela Sommer-Bodenburg, „Der kleine Vampir“ in seiner Bibliothek, zumindest die klassischen Folgen, von Band eins, „Der kleine Vampir“, bis Band acht, „Der kleine Vampir liest vor“.

Nachdem ich all dies gesehen hatte, konnte ich nicht anders: Ich bat meinen Schulfreund um ein strahlendes Lächeln. Seine Eckzähne waren normal kurz. Ich war erleichtert. Allerdings verließ ich seine Wohnung vorsichtshalber noch vor Sonnenuntergang …

Übrigens: Selbst hier treiben Vampire ihr Unwesen!

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