Suche
Close this search box.

Zu anstrengend

BuecherEs soll Leute geben, die ihre Bücher nicht lesen, sondern einfach nur als Zierde benutzen. In Möbelhäusern ist das Alltag, aber anscheinend auch für manche Buchbesitzer. Das wurde mir neulich bewusst, als ich einen alten Sketch von Gerhard Polt hörte. Darin geht ein Mann in eine Buchhandlung, um ein besonders schönes Buch für seinen Couchtisch zu besorgen. Er erwarte wichtigen Besuch, und da müsse er mit einem repräsentativen Werk Eindruck schinden. Die Buchhändlerin empfiehlt ihm ein Werk von Immanuel Kant und ein besonders schönes Buch über ausgestorbene Tierarten.

Auch ein Besuch Kurzbesuch des Nachbars bestätigte die Wahrheit des Poltschen Sketches. Er klingelte, um sich einen Dosenöffner bei uns zu leihen. Dabei fiel sein Blick auf unsere Bücherregale im Flur. „Haben Sie die alle gelesen?“, fragte er offensichtlich erstaunt. „Ich selbst habe in meinem Leben vielleicht zwei Bücher gelesen. Eins von Karl May und das Telefonbuch“, erklärte er und grinste mich schief an. Ich wollte das natürlich nicht glauben. Der Nachbar bekräftigte: „Doch! Ich selbst habe auch nur ein Buch. Das hat mir eine frühere Freundin mal geschenkt hat. Den Medicus von Noah Gordon. Aber gelesen habe ich ihn noch nicht.“ Gefragt, warum er nicht mehr Bücher besäße, antwortete er: „Lesen ist mir zu anstrengend.“

Damit war das Gespräch für mich beendet. Eine Umfrage unter meinen Freunden ergab, dass besagter Nachbar bei Weitem kein Einzelfall ist. Ob Faulheit, Zeitmangel oder schlichte Ignoranz, es gibt in der Tat Menschen, die mit einem Buch, selbst wenn es noch so gut geschrieben ist, einfach nichts anfangen können. Unglaublich, was die versäumen!

Diesen Beitrag teilen:

Ähnliche Beiträge