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Der Himmel des Bibliophilen

amsterdam-gracht-2.jpgNeulich bekam ich eine Postkarte: »En wij leefden nog lang en gelukkig« stand auf der Vorderseite vor einem roten Hintergrund in weißen Buchstaben. Auf der Rückseite stand in der krakeligen Schrift, die ich sogleich als die Klaue meines Freundes Sebastian entzifferte: »Rate mal, wo wir sind? Im Himmel!«


Ein wenig musste ich schon überlegen, bis ich den Aufdruck der Ansichtskarte als Niederländisch entzifferte. Zugegeben, der Stempel der Briefmarke half mir hierbei ein wenig. Dann gab ich die Zeile in ein Online-Sprachtool ein und erhielt die Übersetzung: »Und wir lebten glücklich bis ans Ende«, der berühmte Schlusssatz aller wunderschönen Märchen. Sofort griff ich zum Handy und schickte Sebastian eine SMS – ich wollte überprüfen, ob er einen Rückfall in die Pubertät erlitt und in einem holländischen Coffeeshop versumpfte. Doch bald tippte er zurück: »Wir sind seit 2 Tagen in der Amsterdamer Bibliothek! Ein Traum für jeden Bücherfreund!« Ich war ein wenig verdutzt weshalb sollten Sebastian und seine Frau nach Amsterdam fahren, um dort in der Bücherei rumzusitzen?


Doch als die Beiden von ihrem Kurztrip zurück waren, erhielt ich die Antwort: Eigentlich sollten die fünf Tage, die sie in Amsterdam verbrachten, eine Art Kulturreise werden Museen wollten sie besuchen, Ausstellungen bewundern, sich auf die Spuren der Niederländischen Geschichte begeben. Doch der Starkwind, der die ganzen fünf Tage durch die Stadt brauste und sogar die Flugzeuge zu einem anderen Landeanflug zwang (Sebastian beschrieb amüsant ihr erstes Erstaunen, als die riesigen Passagiermaschinen im Tiefflug über die Fußgängerzone hinweg glitten), veranlasste eine Planänderung: An gemütliche Spaziergänge war bei diesem Wetter nicht zu denken! Sie suchten Zuflucht in der riesigen Bibliothek von Amsterdam. Und waren so begeistert, dass sie den Rest ihres Urlaubs in diesen heiligen Hallen verbrachten.


»So etwas habe ich noch nie gesehen«, schwärmte Sebastian in seiner Erzählung: »Diese Bibliothek ist riesig, in ihr findest du alles, was dein Herz begehrt eine Etage beinhaltet alle Filme, die du dir vorstellen kannst, eine andere sämtliche Musik-CDs, von Klassik bis zu modernem Rap, und die übrigen Etagen lauter Bücher, Bücher, Bücher, in vielen Sprachen, sogar einen Ski-Gebietsführer von 2011 auf Deutsch habe ich zu Gesicht bekommen! Unten im Erdgeschoss sind Dutzende von Internet-Computern aufgebaut, die den Besuchern kostenlos zur Verfügung stehen, und auf den anderen Stockwerken sind unzählige Mac Books, an denen die Besucher arbeiten oder surfen können. Man kann auch sein eigenes Laptop mitbringen und anstöpseln, oder man kann sich in eine der »Arbeitsinseln« zurückziehen, das sind kleine Container, in denen man sich alleine zurückziehen kann. Richtig toll sind die ganzen Sitz- und Liegegelegenheiten eigentlich muss man sich dort gar kein Buch ausleihen, denn es macht viel mehr Spaß, sich in eine Ecke zu legen und gleich vor Ort zu schmökern.«


Kurz: Sebastian kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Wir haben dann auch noch die Webseite der Bibliothek besucht, die auch auf Englisch zur Verfügung steht:

http://www.oba.nl/index.cfm?vid=BC638BCA-3FFA-497D-9CA1C74A819C832A

Hier habe ich auch in Erfahrung gebracht, dass die Amsterdamer Bibliothek tatsächlich die größte von ganz Europa ist. Aber vielleicht klicken Sie selbst mal rein und sehen sich das Video an? Auch ein virtueller Besuch dieser unglaublichen Bücherwelt lohnt sich, finde ich.


Bild (Amsterdam): © Anne Honisch/PIXELIO

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