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Lyrisches Wortgeschnipsel

Texte aus geklebten Buchstaben oder Wörtern schreibt man gemeinhin Erpressern zu. Herta Müller ist keine Erpresserin. Sie ist Literaturnobelpreisträgerin, Schriftstellerin und Lyrikerin. Und sie hat die besondere Form der geschnipselten Worte für ihre Gedichte entdeckt.

»Vater telefoniert mit den Fliegen«, heißt ihr Band aus zu faszinierenden Collagen 496175_web_R_K_B_by_Gerd Altmann_pixelio.de.jpgzusammengestellten Wörtern, Wortteilen und Buchstaben, die sie aus allerlei Magazinen und Zeitungen ausgeschnitten hat. Im Spiegel-Interview (Ausgabe 35/2012) verrät die aus Rumänien stammende Autorin, dass sie stets eine kleine Klappschere bei sich trägt.

Herta Müller sammelt Worte. Sie schneidet sie aus und archiviert sie in Karteikästen. Tausende schlummern da und warten darauf, zu neuem Leben erweckt zu werden. »Gedichtbilder« und »Kürzestgeschichten« nennt Herta Müller ihre Wortklebereien. Überhaupt ist sie eine Meisterin der ungewöhnlichen Wortkombinationen, wie schon ihre Romantitel »Atemschaukel« und »Herztier« beweisen. Daneben findet man bei Ihr verbale Kunstwerke wie »Wolkenglatze« und »Silbersack«.

Das Aufkleben der Texte hat für Herta Müller etwas Sinnliches, Handwerkliches, das die Kopfarbeit aufs Vortrefflichste ergänzt. Und so sind ihre Gedichtcollagen kleine, optisch ansprechende Kunstwerke, die man nicht nur liest, sondern auch gerne betrachtet.

Hier gehts zu Herta Müllers poetischem Puzzle:

* Buch Vater telefoniert mit den Fliegen

Autorin: Petra Anne-Marie Kollmannsberger
Bildquelle: Gerd Altmann / pixelio.de

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