Unter den deutschen Literaturpreisen, die Bestseller zu machen imstande sind, greift die FR zwei heraus, den Preis der Leipziger Buchmesse und den Deutschen Buchpreis. Und sie zeigt an Hand von ein paar Beispielen, was mit Büchern passieren kann, die ausgezeichnet werden. Etwa mit Ilija Trojanows Roman "Der Weltensammler". Vor dem Preis der Leipziger Buchmesse hatte sich das Buch gerade mal 5.000 mal verkauft, heute schon 330.000 mal. Oder „Die Mittagsfrau“ von Julia Franck, im Oktober dieses Jahres mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Der Verlag will bis Ende dieses Jahres 300.000 Exemplare verkauft haben, obwohl bis Oktober erst 20.000 Exemplare verkauft wurden.
Die FR führt noch weitere Beispiele dafür an, dass Literaturpreise heutzutage funktionieren. Im Gegensatz zu früher, als sie eher eine finanzielle Unterstützung für Autoren waren, die sich mit ihrem Schreiben kaum über Wasser halten konnten, weniger ein Marketinggewinn.
Ich habe mich gefragt, warum heute Literaturpreise solche Wellen schlagen. Zum einen denke ich, hat man es im Alten Europa nun auch gelernt, Literaturpreise zu inszenieren – nicht nur drüben jenseits des Großen Teichs. Zum anderen meine ich schätzt der heutige Leser Orientierung. In der Überfülle des Angebots vertraut er sich gerne Institutionen und Jurys an, die vorselektieren und Gütesiegel vergeben – sozusagen als Literatur-TÜV fungieren. Ich brauche ja heute nur in eine der großen Buchhandlungen zu gehen. Da springen mich die Jahrhundertwerke, die einzigartigen Würfe, die besten Bücher dieses Leseherbstes, dieses Lesewinters so aggressiv an, dass ich am liebsten oft rückwärts wieder das Buchkaufhaus verlassen würde, so desorientiert bin ich.