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Verwegene Hüftschüsse mit der Lomo

In den Zeiten der digitalen Fotografie nimmt der Hang zur Perfektion beständig zu. Mit einer hochgezüchteten Digi-Knipse ist es einfach, einigermaßen brauchbare Bilder zu machen. Foto-Kunst ist das dann zwar noch nicht, aber wenn Miezi und Lumpi oder der eigene Nachwuchs blitzlichtgrell ausgeleuchtet präsentiert werden können, ist das schon was. Nicht fehlen dürfen auch die Bilder vom Urlaub unter Palmen oder auf schneebedeckten Gipfeln – 1.000er-Serien spektakulärer Landschaftsaufnahmen – durchaus beeindruckend ob ihrer unendlichen Tiefenschärfe, aber wer will das alles sehen?

Es geht auch anders: minimalste Foto-Technik, herkömmliche Filmpatronen und einfach draufhalten. Was dabei rauskommt, ist erstmal egal. Wir sprechen von Lomographie, einem Trend der neuzeitlichen Fotografie, der in den frühen 1990er-Jahren in Wien entstand und seither nicht zu stoppen ist. Es geht um den Mut zum unperfekten Bild um das Spiel mit Unschärfe und ungewöhnlichen Bildausschnitten. LomographInnen blicken in der Regel gar nicht erst durch den Sucher, sondern schießen ganz gelassen aus der Hüfte. Abgeschnittene Köpfe, verrutsche Perspektiven und verwackelte Motive werden nicht nur in Kauf genommen, sondern sind erwünscht. Das ist echte Lomographie

Lomo LC-A

Wer sich darauf einlassen möchte, kauft sich einfach eine Lomo LC-A, eine kompakte vollautomatische Sucherkamera, die von 1983 bis 2005 in den russischen Werken „Leningradskoye Optiko Mechanicheskoye Obyedinenie“ hergestellt wurde. Inzwischen verlagerte man die Produktion nach China. Ein handlicher kleiner Kompaktautomat mit simpelster Technik, der entgegen seinem Ruf bei konservativer Bedienung auch ganz passable Bilder macht. Natürlich kann man auch mit jeder herkömmlichen Sucherkamera aus vordigitalen Zeiten lomographieren, es ist halt nicht so stilecht.

Entdeckt wurde der Lomo-Fotoapparat von Wiener Designstudenten, die 1992 die „Fotoinitiative Lomographische Gesellschaft“ ins Leben riefen – mit „Botschaften“ in diversen Ländern (http://www.lomography.de/ und http://www.lomo.de/). Inzwischen gibt es Weiterentwicklungen, etwa eine Lomo-Kamera mit Vierfach-Objektiv sowie Software zum lomomäßigen Bearbeiten von Digitalfotos. Echte PuristInnen schwören allerdings auf die kleine schwarze Ur-Lomo mit ihrem Fischaugeneffekt, die sich im Heer der Digital-Kameras ausnimmt wie ein lebendes Fossil.

Spannendes zum Thema Fotografie finden Sie hier:

http://www.jokers.de/9/fotografie.html?tt=1&ts=1

Autorin: Petra Anne-Marie Kollmannsberger
Bildquelle: Petra Anne-Marie Kollmannsberger

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