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Bücher für eine bessere Welt?

Können Bücher die Welt verändern? Manche haben durchaus revolutionäre Sprengkraft. Die Bibel etwa oder das Kommunistische Manifest, auch Kants »Kritik der reinen Vernunft« Zumeist hat jedoch das, was man für ein gutes Buch, ein Buch, das einem weiterhilft oder die Welt erklärt, hält, rein subjektiven Charakter.


Friedrich_schiller.jpgDie Vorstellung, durch Literatur sich selbst und damit die Welt zu verbessern, hat etwas geradezu Altmodisches. Gut, wenn jemand in einen Schmöker vertieft ist, kann er gerade nichts Schlimmes anstellen das allerdings ist etwas zu kurz gegriffen. Aber: Kann man durch Lesen wirklich zu einem besseren Menschen werdenkann? Man kann, davon war jedenfalls Friedrich Schiller überzeugt! Dem »Deutschen Idealisten« schwebte eine Veredelung des Menschen durch Kunst und Literatur vor.


Auf diese Art der sittlichen Erziehung setzt man bisweilen an Orten, an denen man derartig Schöngeistiges nicht vermuten würde: im Gefängnis etwa. So gibt z. B. einige Versuche, Gefangene durch »Creative Writing« zu läutern, eine literarische Therapie sozusagen. Auch in einem der berüchtigsten Viertel von Mexiko City setzte man Bücher als Waffen ein. In Nezahualcóyotl verdonnerte der Polizeipräsident seine harten Jungs und Mädels zu regelmäßigen Lesestunden und zwar nicht die GanovInnen, sondern seine eigene Truppe. Und die PolizistInnen hatten es offenbar bitter nötig: Der Umgangston war rüde, die Sitten verwahrlost, der Bildungsstand gering, dafür war die Anfälligkeit für Drogenmissbrauch und Korruption hoch. Es wurde extra ein Schriftsteller angeheuert, nämlich der mexikanische Krimiautor Juan Hernández Luna, der die OrdnungshüterInnen in die Welt der Literatur einführen sollte: Brecht, Cervantes, Doyle u.a. standen auf dem Stundenplan.


Der Spiegel-Journalist Malte Herwig berichtete über die »Lesepolizei« (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-53060284.html) und stellte durchwegs positive Ergebnisse fest: Die lesenden mexikanischen PolizistInnen waren nicht mehr bestechlich und gingen mit Delinquenten zwar hart, aber fair und keineswegs mehr willkürlich, ungerecht und brutal um. Was will man mehr? 2010 verstarb »Lektüre-Coach« Luna und ob die »Coyotes«, so der Name der schmökernden Spezialeinheit, noch immer ihre Nasen in Bücher stecken, weiß man nicht.


LiteraturfreundInnen setzen diese Ergebnisse nur mäßig in Erstaunen, wissen sie doch, welche Wirkung Bücher haben können. Der Verleger Reinhard Piper hat sie »Mittel unserer Menschwerdung« genannt.


Wer sich mit Schillers »Veredelungstaktik« auseinandersetzen möchte, findet hier Lesestoff:


http://www.jokers.de/3/15802501-1/buch/friedrich-von-schiller-die-kunst-sie-ist-veredelte-natur.html



http://www.jokers.de/3/14433846-1/buch/leser-fragen-schiller-antwortet.html



http://www.jokers.de/3/14309720-1/buch/schillers-selbstcharakteristik.html




Bild: F. Schiller/wikimedia

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